Drei Fragen an den Vorstand

Klimaschutz gehört zu den drängendsten Handlungsfeldern unserer Zeit. Deshalb hat Berlin das erklärte Ziel, bis 2045 eine klimaneutrale Stadt zu werden. Welche Rolle spielt die GESOBAU bei diesem ambitionierten Vorhaben?

Franzen: Für uns als landeseigene Wohnungs­baugesellschaft sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit wesentliche Bestandteile unserer Unternehmenswerte. Um unseren Beitrag zur Erreichung der Berliner Klimaschutzziele zu leisten, haben wir eine umfassende Klimastrategie erarbeitet. Wir streben es an, unseren gesamten Wohnungsbestand noch vor 2045 energetisch zu modernisieren und die notwendigen gebäudetechnischen Voraussetzungen für die spätere Klimaneutralität zu schaffen.          Das bedeutet, dass wir zum einen die Energieeffizienz unserer Gebäude verbessern – etwa durch optimierte Fassadendämmungen –, und zum anderen, dass wir auf klimaschonende Heizungssysteme und erneuerbare Energien umstellen. Wo möglich, schließen wir unsere Gebäude an das Berliner Fernwärmenetz an – hier sind wir jedoch vom Dekarbonisierungsfahrplan des Landes abhängig.

Wilkens: Unser Bestreben deckt sich mit den Bedürfnissen der Berliner*innen, denn Klimaschutz und Lebensqualität gehen Hand in Hand. Zugleich ist die Umsetzung unserer ambitionierten Klimastrategie mit hohen Kosten verbunden. Aktuell gehen wir im nächsten Jahrzehnt von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag aus, um unseren Bestand energetisch umzurüsten. Neben der klimagerechten Modernisierung unserer Gebäude und dem dringend benötigten Wohnungsneubau bleibt es unser Auftrag, Wohnen in Berlin bezahlbar zu halten. Damit dieser Balanceakt gelingt, sind solide aufgesetzte Förderprogramme unerlässlich. Gleichzeitig brauchen wir in Berlin schnellere Genehmigungsverfahren, denn so können wir Bau- und Modernisierungskosten senken – hier sind das Schneller-Bauen-Gesetz und die geplante Verwaltungsreform der aktuellen Landesregierung zwei wichtige Bausteine.

„Neben unserem Auftrag, lebenswerte Quartiere mit bezahlbarem Wohnraum für alle Generationen zu schaffen, liegt unser Fokus in den kommenden Jahren insbesondere auf der klimagerechten Modernisierung unserer Wohnungsbestände. Mit der dafür entwickelten Klimastrategie leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Berliner Klimaschutzziele – und damit für eine zukunftsfähige Hauptstadt.“

Jörg Franzen, Vorstandsvorsitzender – GESOBAU AG

Sie haben nicht nur eine ökonomische und ökologische, sondern auch eine soziale Verantwortung. Welche weiteren Maßnahmen ergreift die GESOBAU, um für ihre Mieter*innen ein lebenswertes Umfeld zu schaffen?

Franzen: In unseren Kiezen leben Menschen aus über 100 Nationen. Deshalb ist ein weiterer wichtiger Teil unserer Verantwortung, Quartiere zu schaffen, in denen Vielfalt und Toleranz gelebt werden – dies gilt insbesondere in Zeiten von Rechtsruck und anderen demokratiefeindlichen Strömungen. Hier kommen Quartiersfeste, Nachbarschaftsinitiativen und Begegnungsräume ins Spiel: Sie schaffen die Möglichkeit, kultur- und generationsübergreifend das Verständnis füreinander zu fördern. Das Interkulturelle Begegnungsfest in Reinickendorf, das wir 2024 anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten unter dem Motto „60 Jahre Märkisches Viertel“ ausgerichtet haben, ist hierfür ein gutes Beispiel. Über 2.000 Besucher*innen nahmen an der Veranstaltung teil, um den Geburtstag des Quartiers zu feiern – das Märkische Viertel ist übrigens die größte Niedrigenergiesiedlung Deutschlands.

Wilkens: Zu lebenswerten Nachbarschaften und einem guten Zusammenleben in der Stadt gehören auch längerfristige Wohnperspektiven für Menschen mit Fluchthintergrund. Notunterkünfte und Erstaufnahmeeinrichtungen können nur eine zeitlich begrenzte Lösung sein. Deshalb errichten wir auch Wohnhäuser für Schutzsuchende: 2024 haben wir beispielsweise 61 Wohnungen für 320 Menschen in der Kirchstraße in Pankow fertiggestellt. Dabei liegt unser Fokus auch darauf, den Geflüchteten ein Zuhause inmitten der Gesellschaft zu geben und damit eine bessere Integration und Teilhabe zu ermöglichen. Auf das Modellprojekt „Wohnen statt MUF” in Kooperation mit dem Land Berlin, dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf und der Caritas sind wir besonders stolz: Bis 2024 haben wir 317 statt der ursprünglich angedachten 250 geflüchteten Menschen mit eigenem Wohnraum in unseren Neubau- und Bestandswohnungen im Bezirk versorgt.

Franzen: Ein weiteres Beispiel dafür, dass wir lebenswerte Quartiere für alle im Blick haben, ist unser Neubau in der Marianne-Förster-Straße in Pankow-Heinersdorf – die ersten Mieter*innen haben ihr neues Zuhause 2024 bezogen. Vor Ort gibt es Angebote des generationenübergreifenden Wohnens, Senioren-WGs und eine ansässige Kita. So kommen unterschiedliche Lebensrealitäten im Alltag zusammen. Für ein anderes Projekt, nämlich den Umbau unseres ehemaligen Verwaltungssitzes am Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel, sind wir sogar mit dem Deutschen Bauherrenpreis 2024 ausgezeichnet worden. Von den 66 neu geschaffenen Wohnungen sind 53 barrierefrei und damit besonders für Senior*innen und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen geeignet.

„Unsere Mitarbeitenden leben die Werte der GESOBAU und tragen sie in unsere Quartiere und Wohnsiedlungen. Mehr als 1.700 Stunden haben sie sich 2024 für soziale und gesellschaftliche Belange in Berliner Kiezen engagiert und so unser soziales Unternehmensziel übererfüllt. Ihr Einsatz und ihr Engagement machen uns zu dem, was wir sind.“

Christian Wilkens, Vorstand – GESOBAU AG

Welche Rolle spielen die Mitarbeitenden der GESOBAU bei Ihrem Engagement für eine lebendige Stadt?

Wilkens: Eine unverzichtbare Rolle. Vielfalt und Zusammenhalt wollen wir nicht nur in unseren Quartieren fördern – wir wollen auch unsere Mitarbeitenden miteinbeziehen. Unser interner Thementag zu Demokratie und Vielfalt im vergangenen Jahr war da ein wichtiger Impuls. Denn unsere Mitarbeitenden sind es, die unsere Werte hinaus in die Stadt tragen. Insgesamt 1.730 Stunden haben sich unsere Beschäftigten im letzten Jahr für verschiedene gemeinnützige Projekte in Berlin engagiert. Damit haben wir unser Unternehmensziel von 1.300 Stunden, das wir uns für 2024 gesetzt hatten, klar übererfüllt. Wir werten dieses beindruckende Ergebnis auch als Zeichen, dass sich unsere Belegschaft in hohem Maße mit den Werten der GESOBAU identifiziert.

Franzen: Gleichzeitig geht der bundesweit branchenübergreifende Arbeits- und Fachkräftemangel auch nicht an der GESOBAU vorbei. Um unsere Arbeitgeberattraktivität weiter zu steigern und damit auch personell für die Zukunftsaufgaben des wachsenden Berlins bestens aufgestellt zu sein, haben wir verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Wir haben zum Beispiel eine verkürzte Wochenarbeitszeit von 37 Stunden bei vollem Lohnausgleich eingeführt. Außerdem setzen wir darauf, unseren beruflichen Nachwuchs selbst auszubilden. Unsere hohe Übernahmequote von über 90 Prozent zeigt: Wen wir ausbilden, der möchte bei der GESOBAU bleiben. Dass wir 2024 bereits zum siebten Mal die „Great Place To Work®“-Zertifizierung für unsere Arbeitsplatzqualität und Arbeitgeberattraktivität erhalten haben, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gemeinsam als engagiertes und eingespieltes Team sorgen wir bei der GESOBAU dafür, dass in Berlin auch in Zukunft bezahlbarer, klimaschonender Wohnraum für alle entsteht. Für diesen tatkräftigen Einsatz bedanke ich mich im Namen des Vorstands bei allen Beschäftigten ganz herzlich.