PARTIZIPATION IM WOHNUNGSBAU GRI 413/103
Die Beteiligung von Stakeholdern rund um die Themen Neubau und Wohnen wird auch für die GESOBAU immer wichtiger, um gute Lösungen zu erzielen. Im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung, die wir nur gemeinsam voranbringen können, treten wir bei unseren Bauprojekten in den Dialog mit unseren Stakeholdern.
NEUE LEITLINIEN ZUR PARTIZIPATION IM WOHNUNGSBAU
Gemeinsam mit den anderen Landeseigenen und der HUMBOLDT-VIADRINA-Governance Platform haben wir 2017 die Leitlinien für Partizipation im Wohnungsbau entwickelt und damit verlässliche Strukturen und Grundlagen für Beteiligungsprozesse geschaffen. Das „Stadtgut Hellersdorf“ und die Modernisierung unserer Bestandsgebäude am Stiftsweg sind zwei Projekte, bei denen wir die Leitlinien bereits erfolgreich angewendet haben.
Beteiligung von externen Stakeholdern
Für uns ist die Beteiligung externer Stakeholder ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Im Dialog werden Synergien ebenso wie Zielkonflikte zeitgerecht aufgedeckt und wertvolles lokales Wissen und Erfahrungen fließen in die Entwicklungsprozesse ein. Auf der einen Seite können Menschen mit ähnlichen Ideen zusammengebracht und auf der anderen Seite gemeinsam Lösungen erarbeitet werden. Denn im Wohnungsbau müssen wir mit Zielkonflikten umgehen. Diese betreffen zum Beispiel den hohen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gegenüber der geringen Akzeptanz an einer Nachverdichtung bei der Bevölkerung. Auch das Erfordernis ökologischen Bauens in Verbindung mit höheren Baukosten stellt für den bezahlbaren Wohnraum einen Zielkonflikt dar. Ebenso der Wunsch nach mehr Beteiligung bei gleichzeitigem Zeit- und Erwartungsdruck durch Wohnraumverknappung im urbanen Raum oder unterschiedliche Verständnisse eines gemeinsamen Miteinanders im Quartier. Dabei müssen wir sowohl Einzelinteressen abwägen als auch die Interessen von zukünftigen Mietern einbeziehen. Darüber hinaus ermöglichen die gesetzlichen (etwa Brandschutzordnungen) und politischen (Zielvorgaben Anzahl Wohnungen) Rahmenbedingungen selten Partizipationsprozesse bei wirklich entscheidenden Themen. Mieter und Anwohner können auf diese Weise in der Regel nur über das „Wie“ mitbestimmen, nicht über das „Ob“.
Grundsätzlich führen wir je nach Projekt umfangreiche Partizipationsmaßnahmen durch. Dies können Informations-, Konsultations- sowie Mitgestaltungsmaßnahmen sein, in deren Rahmen wir zum Beispiel Veranstaltungen durchführen, über verschiedene Medienkanäle informieren oder Dialoge führen.
Auf dem Stadtgut Hellersdorf soll bis 2022 ein Quartier mit 1200 Wohnungen entstehen.
Das Stadtgut Hellersdorf
Bei der Entwicklung des Stadtguts Hellersdorf haben wir die 2018 eingeführten Leitlinien für Partizipation im Wohnungsbau erstmalig angewendet. Durch das Projekt soll unser Neubauauftrag vorangebracht, die Infrastruktur aufgewertet und der Bezirk attraktiver gestaltet sowie eine Verbindung zwischen den ansässigen Gewerbetreibenden und den Anwohnern im Umfeld hergestellt werden.
Durch einen mehrstufigen Beteiligungsprozess binden wir die Hellersdorfer Öffentlichkeit, die direkte Nachbarschaft, lokale Akteure und die Verwaltung, vor allem den Bezirk, ganzheitlich in den Prozess ein, um Anregungen und Kritik zu den Plänen frühzeitig einzuholen. Dadurch wollen wir auch einen langfristigen Dialog als Grundlage für unser Engagement vor Ort etablieren und die Akzeptanz des Projekts stärken.
Der Beteiligungsprozess beinhaltete insbesondere folgende öffentliche Veranstaltungen, die parallel zur förmlichen Offenlage des ersten Bebauungsplans für das Gebiet des Stadtgutes Hellersdorf durchgeführt wurden:
- Informationsauftaktveranstaltung für die lokale Bevölkerung im Messeformat zum Dialog mit den Verantwortlichen der GESOBAU und des Bezirks, zum Beispiel um Einwände, Fragen und Anregungen abzugeben
- Realisierung von drei öffentlichen Workshops:
- „Öffentliche Räume gestalten“ zur Gestaltung von öffentlichen Grünflächen und der verkehrlichen Infrastruktur
- „Nachbarschaft gestalten“ zur Einbindung des neuen Quartiers in die Nachbarschaft sowie der Wechselwirkungen mit und auf die soziale Infrastruktur (Schulen, Kitas)
- „Stadt Gut Leben“ zur weiteren Entwicklung des Gewerbeareals in seiner Bedeutung für das Quartier und die Nachbarschaft
Daneben erfolgt ein intensiver Austausch zum Projekt über folgende Gesprächsebenen:
- Regelmäßige Steuerungsrunden mit Verwaltung und Fachämtern sowie in Vernetzungsrunden
- Präsentation des Projekts in Ausschüssen der Bezirksverordnetenversammlung
- Gespräche mit Akteuren der Nachbarschaft (Schulen / Kitas, Jugendeinrichtungen, Quartiersmanagement und Nachbareigentümern)
- Diskussionsveranstaltung mit lokalen Akteuren zum Austausch von Anregungen
- Einzelgespräche und Informationsveranstaltung mit betroffenen Gewerbemietern
- Verteilung einer Planungszeitung an circa 7.000 Haushalte der unmittelbaren Nachbarschaft
Ergebnisse und Hinweise zu Veranstaltungen finden Sie auf unserer Webseite.
Die Planungen für das „Stadtgut Hellersdorf“ wurden von Beginn an offen und transparent kommuniziert.
Unter Beteiligung interessierter Anwohner, Nachbarn und lokaler Akteure wurden die Planungen für das Stadtgut weiterentwickelt.
Unsere ersten Erfahrungen zum Dialog mit den Akteuren vor Ort sind sehr erfreulich. Das Interesse am Austausch ist gut erkennbar und unsere Pläne zur Entwicklung der Flächen werden positiv aufgenommen. Im Rahmen der Workshops konnten für Teilaspekte der Planungen wertvolle Konkretisierungen vorgenommen werden, die es uns erlauben, die Angebote im Projekt auf die Bedarfe der betroffenen Akteure, Nachbarn und Gewerbetreibenden auszurichten. Im Partizipationsprozess konnten wir zudem Konfliktpotenziale rechtzeitig identifizieren und lösen. Aus den Anregungen wurde ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, der im weiteren Prozess bearbeitet wird. Wir werden in einer weiteren Planungszeitung,
aber auch im direkten Austausch mit den lokalen Akteuren, den Nachbarn und betroffenen Gewerbemietern über den Fortschritt des Projekts informieren.
Am Stiftsweg modernisieren wir neun Gebäude aus den 50er Jahren und bauen dort neue Wohnungen durch Aufstockungen sowie Nachverdichtungen. Die Veränderungen beeinflussen somit rund 600 Bewohner vor Ort. Um diese Maßnahmen erfolgreich durchzuführen, sind für uns eine umfangreiche Information und das Mitwirken der Bewohner besonders wichtig.
Nachhaltigkeit im Stadtgut Hellersdorf integriert gedacht
Allgemein
- Ganzheitliche Entwicklung eines neuen Stadtquartiers unter Einbindung wichtiger Stakeholder durch einen mehrstufigen Partizipationsprozess
- Positive ökonomische Effekte durch die langfristige Stabilisierung des Stadtteils
Wohnen und Nachbarschaft
- Angebot unterschiedlicher Wohnungsgrößen, -typen und Mietstrukturen zur Förderung einer gesellschaftlichen Durchmischung im Neubau
- Gewährleistung einer langfristigen Vermietbarkeit durch den Wohnungsmix – vor allem durch die Integration altersgerechter Wohnungen im gesamten Quartier
- Zusätzlich Integration von verschiedenen Gebäuden für Studenten, für geflüchtete Menschen und mit betreuten
Seniorenwohnungen - Aufbau eines Nachbarschaftsgartens zur Förderung von Gemeinschaft und ökologischer Bildung
- Schaffung eines Kultur-, Gewerbe- sowie eines Verweil-Areals für die Nachbarschaft mit aufwändiger Sanierung der denkmalgeschützten Bausubstanz im Gebäudeensemble des ursprünglichen Stadtgutes
- Aktive Präsenz der GESOBAU durch Vermietungsbüros vor Ort
Freiflächengestaltung, Verkehr & Klimaschutz
- Förderung alternativer Mobilitätsformen mit Fokus auf Fuß- und Radverkehr, PKW-Reduzierung im Quartiersinnenbereich
- Integration von Quartiersgaragen zur Bündelung des Parkens am Quartiersrand, ergänzt um Mobilitätsangebote (Carsharing, Elektromobilität, Übergang zum ÖPNV und zu Fahrradangeboten)
- Umsetzung einer lokalen Regenbewirtschaftung für Grünflächen mit geringstmöglichem Versiegelungsgrad als Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel
- Wärme- und Energieversorgung durch Nutzung von Fernwärme als Beitrag zum Klimaschutz und der Reduzierung der Erderwärmung
- Pflanzung heimischer Gewächse und naturnaher Blumenwiesen zur Förderung der Biodiversität und der Gewährleistung eines gesunden Wohnumfeldes für die Bewohner
Neubauwohnungen am Stiftsweg
Am Stiftsweg modernisieren wir neun Gebäude aus den 50er Jahren und bauen dort neue Wohnungen durch Aufstockungen sowie Nachverdichtungen. Die Veränderungen beeinflussen somit rund 600 Bewohner vor Ort. Um diese Maßnahmen erfolgreich durchzuführen, sind für uns eine umfangreiche Information und das Mitwirken der Bewohner besonders wichtig. Im Frühjahr haben wir dazu drei „Nachbarschaftsgespräche“ durchgeführt, bei denen die Bewohner auch ihre eigenen Ideen und Wünsche für ein lebenswertes Wohnquartier zum Beispiel zur Freiflächengestaltung und Infrastruktur formulieren konnten. Das Interesse an den Veranstaltungen war erfreulich hoch und fast die Hälfte der Bewohner nahm teil. Vor allem die Auswirkungen der Modernisierungen waren bei den Gesprächen Thema. Zudem erhielten wir viele Anregungen für die Gestaltung der Nachbarschaft, die unsere Mitarbeiter bei den Planungen mit aufnehmen. Im Spätherbst wollen wir den Bewohnern bereits die ersten Planungsentwürfe mit den Anregungen vorstellen.
Die Arbeiten am Bau unseres neuen Hauptsitzes sind in vollem Gange. Unsere Mitarbeiter können sich dabei aktiv mit Ideen und Vorschlägen einbringen, z. B. auf unserem Sommerfest im Juni 2018
GESOBAU intern
Auch die Mitarbeiter beteiligt die GESOBAU zunehmend bei Projekten und Entscheidungen, die sie direkt betreffen. Die Integration der Perspektiven unserer Mitarbeiter wertet Maßnahmen und Projekte der Unternehmensentwicklung deutlich auf. Zum anderen wollen unsere Mitarbeiter immer weniger, dass für sie relevante Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen werden. Durch Partizipation entsteht eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Wir beziehen unsere Mitarbeiter daher bei Veränderungsprojekten oder anderen Maßnahmen mit ein, zum Beispiel durch Befragungen, regelmäßige Kommunikation von Informationen (Betriebsversammlungen, Intranet, Mitarbeiter-Magazin), unser betriebliches Vorschlagswesen oder fest verankerte Mitarbeitergespräche. Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich unsere Mitarbeiter gerne beteiligen.
Neuer Hauptsitz am Stiftsweg
Die Modernisierung unseres neuen Hauptsitzes am Stiftsweg ist für uns ein Beispiel erfolgreicher Beteiligung. Mit Baubeginn haben wir u. a. vier Projektgruppen mit diversen Arbeitsgruppen sowie einen Steuerungsausschuss etabliert, dem Mitarbeiter und Führungskräfte aller Bereiche angehören. Diese Projekt- und Arbeitsgruppen erarbeiten die Entscheidungsgrundlagen etwa für die technische Ausführung, die IT-Infrastruktur, die digitale Arbeitswelt, die Gebäude- und Büroausstattung, das Mobilitätskonzept, die Kantine und die Fitnesseinrichtungen, um ihr neues Arbeitsumfeld mitzugestalten. Das neue Mobilitätskonzept basiert zum Beispiel größtenteils auf dem vom Innovationsmanagement prämierten Vorschlag einer Kollegin. Durch die interne Projektgruppe weiterentwickelt umfasst es heute Lösungen für Mobilitätsthemen wie Arbeits- und Dienstwege sowie Mobilitätsformen wie Fahrrad, E-Bikes, E-Autos etc. Aufgrund eines nur geringen Stellplatzangebots am neuen Standort mitten im Wohngebiet verfolgt das Mobilitätskonzept das Ziel, möglichst viele Mitarbeiter von der Nutzung ihres privaten Pkw wegzubringen und stattdessen alternative, umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu nutzen.